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Eine Geburtsgeschichte von Annika, William, Tobias und ihrer kleinen Doula Tochter Lou ;)

Aktualisiert: 27. März 2021

Seit der 37. Woche habe ich immer wieder Wellen, die ganz unterschwellig, aber beständig da sind. Laut meiner Hebamme Uta bereitet sich mein Körper gut auf die Geburt vor. Am Freitag, 4.9. wache ich um 4:00 mit regelmäßigen Kontraktionen (6Minuten) auf. Am Morgen rufen wir unsere Hebamme an. Sie erklärt uns, dass sie zu ihrer Familie fahren muss. Also rufen wir die Vertretungshebamme Madlen an, aber sie zieht heute um und kann erst abends. Uta gibt uns noch eine andere Nummer und die Hebamme Andrea kommt, um mich zu untersuchen. Was für ein Segen, dass es hier in der Stadt so viele Hausgeburtshebammen gibt. Auf die Nachricht hin, dass es noch nicht nach Geburt aussieht, bin ich recht niedergeschlagen. Am Freitag und Samstag tut sich nichts mehr, außer immer wieder leichte Wellen.

Marina, meine Schwester, war die ganze Woche da, am Sonntag 6.9., fährt sie wieder heim. Lou macht an diesem Tag keinen Mittagsschlaf und schläft dafür früh. Wir machen noch einen Spaziergang zu den Hühnern, um sie wach zu halten. Danach gibt es noch eine kleine Tanzparty daheim und Lou schläft ca. um 19:00. Tobi und ich gehen um 21:00 auch schon ins Bett. Ich liege wach und kann nicht schlafen. Spüre mein Baby, immer mal wieder eine leichte Welle, wie die letzten Nächte auch schon kann ich sie leicht veratmen. Jede Stunde muss ich auf die Toilette. Ich verstehe nicht, warum ich nicht schlafen kann. Die Zeit verstreicht.


Ich habe ein Bild von mir im Kopf, wie ich am Fenster stehe und das Lied "So will I" von Hillsong singe. Um 24:00 gehe ich ins Wohnzimmer und mache genau das. Ich erwarte, dass jetzt was passiert. Aber ich habe nur im Kopf "Der Raum ist vorbereitet." Und lege mich wieder ins Bett. Endlich kann ich schlafen.

Um 1:30 und um 2:30 muss ich schnell mit Durchfall zur Toilette. Mein Gedanke dabei: "Wenn es jetzt los geht wird es vielleicht heute Nacht noch was". Aber da ich keine starken Wehen habe lege ich mich immer wieder ins Bett. Um 4:00 wache ich wieder auf, mit Kontraktionen, mit denen ich nicht im Bett bleiben möchte. Ich gehe wieder ins Wohnzimmer und bereite noch ein paar Dinge vor, räume Gläser in die Küche und überlege, ob ich die Geburtskerze schon anmachen soll. Wenn eine Welle kommt, muss ich inne halten und veratmen. Als ich ein Licht im Flur anmachen will, fällt mir etwas mit lautem Scheppern auf den Boden und Tobi und Lou wachen auf. Es ist 4:25. Ich versuche, mich zu Lou zu legen, dass sie wieder einschläft, aber sie ist zu wach und die Wellen sind zu stark, als dass ich ruhig neben ihr liegen könnte. Also stehen wir alle wieder auf. Ich habe ca. alle 5 Minuten eine Welle und beginne auch, sie mit oooohs und aaaahs zu vertönen, auf dem Tisch abgestützt. So kann ich es gut aushalten. Lou ist anfangs irritiert und weint auch bei ein paar Wehen. Aber Tobi erklärt ihr gut, was passiert und dass alles ok ist. Dann ist es für sie in Ordnung. Ich beschließe in die Badewanne zu gehen und zu sehen, was passiert. Lou und Tobi füllen mir die Badewanne, ich darf Lous Delfin mit in die Badewanne nehmen. Meine kleine Doula krempelt die Ärmel hoch und gießt mir Wasser über den Rücken. In der Wanne werden die Kontraktionen mehr, Tobi ruft Madlen an (ca. 4:45?). Sie fragt, ob sie schon kommen soll. Ich antworte mit einer vertönten Welle. Ab da kommen die Wellen sicher alle 2 Minuten oder schneller. Nach ein paar Wellen im Sitzen und im Liegen ist es mir zu unbequem, meine Beine finden keine bequeme Position und ich steige aus dem Wasser. Fürs Abtrocknen habe ich keine Zeit, ich schwitze sowieso und das Wasser auf meinem Körper ist angenehm. Ich lehne mich ans Waschbecken und tanze von einem Fuß auf den anderen. Merke richtig, wie mein Kind in mir tiefer rutscht und sich dreht. Kreise meine Hüfte und bewege mich zu meinem nun ständigen Oooohs und Aaaahs hin und her. Ich fühle keine Pause mehr zwischen Kontraktionen und denke noch, das kam bei Louisa viel später und war eine lange Phase, lange will ich das nicht aushalten. Ich bitte Jesus um seine Kraft und atme tief weiter. Lou krabbelt neben mir auf ihren Hocker und putzt sich die Zähne. Tobi versucht eine Rückenmassage, aber ich möchte lieber keine Berührung und bin viel alleine im Bad. Lou und Tobi halten am Fenster nach Madlen Ausschau. Tobi sagt, dass sie kommt und ich bin erleichtert, denn ich bin bereits ein paar Mal mit der Kontraktion in die Kniebeuge gegangen und möchte gerne mit schieben. Tobi holt Madlen an der Tür ab, als sie die Tür aufmacht hören sie als erstes, dass meine Fruchtblase gerade geplatzt ist. Madlen legt ihre Sachen im Wohnzimmer ab, das geht mir zu lange und ich rufe sie, denn ich spüre schon das Köpfchen! Madlen fragt, ob ich hinknien kann, das geht für mich nicht mehr. Ich halte mich mit einer Hand am Waschbecken, mit einer Hand das Köpfchen zwischen den Welten. Ich habe keine Schmerzen, spüre nur Anstrengung und den "Ring of Fire" 😅 aber den kann ich gut aushalten. Madlen, Tobi und Lou sind hinter mir. Ich rufe mehrmals, dass sie ihn fangen müssen, ich kann ihn nicht halten. Ich presse nicht mit Kraft, schiebe nur leicht mit. Fühle, wie der Kopf ganz durchkommt mit zwei mal Schieben. Tobi sagt mir, was er sieht und ermutigt mich. Leider kann er nicht zu mir, da das Bad zu schmal ist. Deshalb war der Plan auch von Anfang an nicht, im Bad zu gebären. Aber das scheint bei uns wohl nicht zu klappen mit dem auserkorenen Geburtsraum 😉 Lou schaut einfach ganz still zu, Tobi ist direkt neben ihr und Madlen vor ihr. Als nächstes ist die Schulter durch und dann kommt nochmal das meiste Fruchtwasser. Und dann das ganze Kind. Madlen und Tobi wickeln unseren Sohn aus, er ist mehrfach in der Nabelschnur verwickelt. Madlen reicht ihn mir unter meinen Beinen durch. Ich trage ihn ins Wohnzimmer und rufe Louisa, dass sie mit kommt. Wir legen uns aufs Sofa, Lou kommt dazu und dann kurz danach kommt auch Eleonora, unsere Geburtsfotografin. Es ist kurz nach 6:00. Die Sonne macht den Himmel schon ein bisschen hell. Ich spüre keine Nachwehen, aber meine Beine zittern unkontrolliert. Ich drücke ein bisschen, dass die Plazenta kommt nach ca 20 Minuten? Sie ist wunderschön, den Lebensbaum sieht man wunderbar. Sie bleibt noch 2h an unserem Baby. Ganz gemütlich und lang stillen wir.

Es ist ein ganz gewöhnlicher Montag, das merken wir, als der „Kartoffelmann" klingelnd durch die Straße fährt. Die neue Woche und das Leben beginnt. Aber für uns ist es kein gewöhnlicher Montag. Es ist der erste Tag mit unserem William Mattis. Ein heiliger Moment am Montag Morgen, kurz bevor die Sonne aufgeht wird unser Sohn geboren. Ein Leben, das schon 10 Monate existiert, wird nun so richtig sichtbar. Nicht mehr in Mamas Bauch, sondern mitten in unserer Familie, unserer Welt, noch so behütet und in Liebe empfangen und geboren in eine Welt, die wunderschön und gleichzeitig schrecklich ist.

Nach der U1 gehen Madlen und Eleonora ca. um 9:00. Louisa und William schlafen neben mir, jeweils ein Kind in einem Arm ✨ was für eine wunderbare Geburt ....




Fotografie: Geburtsfotografin Eleonora Eitler

www.geburtsfotografie-augsburg.de

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